Die Einnahme von Psychedelika stellt für mich eine der wichtigsten und prägendsten Lebenserfahrung dar. Jedoch ist es mittlerweile fünf Jahre her, als ich das letzte Mal Psychedelika eingenommen habe. Ich weiss, dass ich mit Acid, Trüffeln und Pilzen noch nicht abgeschlossen habe, aber ich bin auf der Suche nach einem anderen Zugang zum Trippen.
Seit einigen Jahren gibt es im Bereich der klinischen Forschung und des allgemeinen Interesses eine Wiederentdeckung von Psychedelika. Das hat dazu geführt, dass die Befürworter der bewussten und therapeutischen Anwendung der Geschenke von Mutter Natur offener und freimütiger mit ihrem Wissen zu diesem Thema umgehen. Deshalb beschloss ich eine Konferenz zum Thema „Mikrodosieren“ zu besuchen.
Azarius stellte uns Mitarbeitern Karten zur Verfügung, um das erste Amsterdamer Open the Doors Mikrodosierungsseminar zu besuchen. Diese Veranstaltung wurde von der Plattform microdosing.nl organisiert, um "[...] einen Raum zu erschaffen, wo die Mikrodosierungsgemeinschaft Wissen, Pläne des Unbekannten und kollektive Aussichten in Richtung Zukunft teilen kann.” Eine Chance, um Psychologen, Psychiater, Neurowissenschaftler und Forscher zu treffen, die in akademische Experimente und Studien zu den Vorteilen und therapeutischen Wirkungen von Psychedelika involviert sind. Ich nahm an dieser Veranstaltung mit Freude als „neugierige Skeptikerin“ teil; am Thema interessiert, aber misstrauisch gegenüber allem, das Mainstream ist.
Neugierde
Vor ungefähr zwei Jahren machte mich eine Kollegin das erste Mal auf Mikrodosieren aufmerksam, das sie anwendete, um ihre Cluster Kopfschmerzen zu lindern. Damals war ich erfreut, zu hören, dass man endlich die heilenden und ausgleichenden Eigenschaften von Psychedelika wiederentdeckte, abgesehen von der reinen Freizeitanwendung. Ich war ausserdem erleichtert, da dadurch auch das schwere soziale Stigma in Zusammenhang mit Drogenkonsum und möglicherweise die gesetzlichen Konsequenzen aufgehoben werden könnten. Eine Substanz einzunehmen, weil ich mich dazu entschieden habe und nicht weil ich sozial dazu gezwungen wurde. Mein Interesse für Psychedelika stieg wieder ziemlich an. Vielleicht nicht die fernen Grenzen des Weltalls, sondern eher ein kontrollierter, bescheidener Trip. Etwas, das in das alltägliche Leben integriert werden konnte.
Skepsis
Als ich mich jedoch in diesen interessanten, neuen Zugang zu Drogen vertiefte (Albert Hoffman soll übrigens schon vor 20 Jahren LSD mikrodosiert haben), stiess ich auf Überschriften, die eher Medikamentenwerbungen glichen: “Der neue Life-Hack aus Silicon Valley” (was ist ein “Life-Hack”?), “Besser als Adderall”. Ich habe nicht wirklich viel für den kalifornischen Hybriden aus Hippies und Yuppies über, die Psychedelika verwenden, um einfach nur ihre “Produktivität und Effizienz” in der Arbeit zu verbessern anstatt zu versuchen, einfach bessere Menschen zu werden. Ihr könnt mich altmodisch nennen, aber ich habe meine Beziehung zu Psychedelika aufgebaut, weil sie mir genau NICHT helfen, um “einen kleinen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu haben, denn produktiv zu sein ist das neue sexy...”
Als ich Psychedelika einnahm, stand Drogenkonsum noch dafür, nicht Teil des Systems zu sein, sondern das Gegenteil: Eine Verbindung mit dem Universum, mit anderen und letztendlich mit einem selbst. Aber jedem das Seine.
Also... Ich glaube ich bin ein Grenzfall
Ich ging also zur Konferenz mit einem zynischen Interesse: Ich wollte mich wieder mit Psychedelika verbinden, aber nicht wegen eines neuen Hypes. Aber kann mir eine solche Veranstaltung dabei helfen?
Es gab keine Spur eines “Hypes”, sondern einen spannenden, aber dennoch professionellen und einfachen Zugang zu diesem Thema. Spezialisten diskutieren über wissenschaftliche Forschungen, luden interessierte Einzelpersonen ein, um bei ihren Universitätsstudien mitzumachen und erklärten wichtige Informationen auf eine zugängliche Art und Weise. Wir haben darüber bereits in einem Enzyklopädie Artikel geschrieben, aber ich habe zusätzlich noch etwas gelernt über die Wirkung von Psychedelika auf das Gehirn. Das habe ich Josephine Marschall (Universität von Leiden) zu danken, die über die Auswirkung von Psychedelika auf die Nervenfunktionen sprach. Wie nämlich Psychedelika, indem sie auf die Serotoninrezeptoren wirken, die Kommunikation zwischen den Neuron-Bahnen erhöhen, die normalerweise nicht stattfindet, und jene vermindert, die üblicherweise vorkommen.
Das könnte irgendwie die „Bewusstseinserweiterung“ bei der Einnahme von Psychedelika erklären. Verbindungen zwischen den Bahnen, die es zuvor niemals gegeben hat, entstehen zum ersten Mal. Das passiert auch wenn man eine Mikrodosis einnimmt.
Obwohl dieser steife wissenschaftliche Zugang zur wilden Welt der psychedelischen Wunder für mich immer noch etwas unpassend ist, schätze ich die gemachten Bemühungen, um dieses Thema ernsthafter zu behandeln. Diese Forschung zielt sowohl auf die Freizeitverwendung als auch auf die medizinische Anwendung ab: Bei der Behandlung von Depressionen und Angstgefühlen.
Neue Horizonte
Ich habe begriffen, dass am Ende des zweiten Jahrzehnts des dritten Jahrtausends der Zugang zu Drogen ganz anders ist als in den Neunzigern, als es bei der Freizeitanwendung vor allem um Lifestyle ging. Ich erinnere mich an meine erste Acid-Erfahrung, die ich hatte weil meine Freunde ausrechneten, dass es billiger sei einen Trip zu kaufen, der zehn Stunden dauern würde, als zehn Stunden lang zu trinken.
Wenn man diese neuen Horizonte in Betracht zieht, werde ich wahrscheinlich das Mikrodosieren ausprobieren. Jedoch nicht, weil Steve Jobs es auch getan hat. Aber ich will mit euch teilen, was mich wirklich überzeugt hat, etwas, das jemand auf der microdosing.nl Webseite geschrieben hat. Jemand, der ehrlich über seine Erfahrung spricht:
“Es gibt keine magische Pille. Mikrodosieren ist kein garantiertes Wundermittel, jetzt-anrufen-€19,99-alles-wird-gut. Die Erfahrungen sind unterschiedlich, genauso wie die Probleme in unserem Kopf unterschiedlich sind. Jeden Tag sind unsere Körper etwas anders als am nächsten, denn wir müssen jeden Tag mit neuen Bedingungen umgehen.”
Autorin: Julia