Als kleines Kind waren die Geheimnisse der Mutter Natur überwältigend für mich. Regentropfen, farbenfrohe Blumen, ein Windstoss, die Wellen des Meeres und das Bellen eines Hundes erstaunten mich. Mein jüngerer Bruder ist immer noch fasziniert und ich erwischen ihn, wie er einen Insektenschwarm beobachtet, während ich mit den Jahren davon abkam und mich für andere Dinge zu interessieren begannen. Die Natur existiert einfach.
Während meiner Jugend dachte ich sogar, dass die Natur dumm wäre, wahrscheinlich als Folge langer Wanderungen mit meinen Eltern. Als meine Eltern mich in das bergige Frankreich und Österreich schleppten, beklagte ich mich, dass die „Natur langweilig sei“.
Es gibt einen Zusammenhang zwischen bewusstseinserweiternden Substanzen und wie der Konsument in Bezug zur Natur steht.
Das änderte sich während einer Wanderung in Frankreich, bei der wir auf eine Abschmelzzone eines Gletschers stiessen. Der Gletscher war riesig und sehr schwer zu besteigen. Eine spezielle Ausrüstung und genaues Wissen waren notwendig. Dieses Eiswunder war inspirierend und seine Spalten sahen tief und gefährlich aus. Plötzlich wollte ich das Abenteuer, das dieser Gletscher repräsentierte, erleben. Meine Eltern waren über diese plötzliche Änderung meiner Urlaubspreferenzen erfreut und buchten einen Gletscher-Kletterkurs für die ganze Familie im nächsten Sommer. Ich ging fröhlich über das Eis, lernte wie man sich orientierte und wurde mit der ultimativen Befriedigung belohnt: Der Ausblick in der Sonne auf mehr als 3500 Meter Höhe ist nichts weniger als reine Glückseligkeit. Meine Liebe für die Berge war geboren und in immer mehr Urlauben trieb ich mich auf ihren Gipfeln herum.
Aber sobald das Schul- und Universitätsleben dazwischen kamen, änderte sich das. Strandurlaube, Partys und ganz allgemeines Faulenzen während dem Studieren folgte. Ich hatte nicht mal mehr Zeit für einen beruhigenden Spaziergang durch die Sanddünen. Da ich so viele soziale und Lernverpflichtungen hatte, die wichtiger erschienen, nahm ich mir auch nicht die Zeit dafür. Das änderte sich ungefähr vor zwei Jahren, als ich meinen aktuellen Partner und Psychedelika kennenlernte.
Den Partner und Psychedelika fand ich fast gleichzeitig. Er und ich nahmen eine Mikrodosis, eine Viertelpille und 0,8 Gramm, zusammen in der Natur ein. Er zeigte mit wunderschöne geflügelte Insekten, wilde Rucola, ein violettes Korn in einem Blatt, einen aussergewöhnlichen Stein oder den Ruf einer Amsel. Glücklicherweise tut er das auch wenn er nüchtern ist.
Viele kleine und grosse Trips später habe ich einen neuen Respekt für die Natur entwickelt und sehne mich fast täglich nach ihr. Jedes mal wenn ich durch einen Wald gehe, sehe ich die Muster der Äste und Blätter, die ich sah als ich das erste Mal high war. Und umso mehr ich die Natur kenne, desto mehr schätze und ehre ich ihre Anwesenheit, indem ich umweltfreundlich lebe.
Im Jahr 2017 wurde eine Studie von Forschern der Yale University und der Universität von Innsbruck durchgeführt, bei der die Wahrnehmung der Natur durch Trippen auf LSD, Psilocybin und Meskalin untersucht wurde. Das Ergebnis? Es gibt einen Zusammenhang zwischen bewusstseinserweiternden Substanzen und wie der Konsument in Bezug zur Natur steht. Ich bin also nicht die einzige Person, die nach der Einnahme von „klassischen Psychedelika“ eine tiefere Verbindung zur Natur hat. Die Einnahme sagt ein umweltfreundliches Verhalten voraus (wie Wiederverwertung und ein bewusster Umgang mit Wasser). Das wird statistisch durch den Grad der Selbstidentifikation mit der Natur erklärt. Kennst Du dieses Gefühl, dass Du dich „als Natur fühlst“?