BlogInterview mit Hans van den Hurk – Conscious Dreams
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Interview mit Hans van den Hurk – Conscious Dreams

22-09-2015

Niemand war wichtiger für die Branche niederländischen Smartshops als Hans van den Hurk (55). Vor zwanzig Jahren als er Conscious Dreams im Zentrum von Amsterdam gründete, waren Smartshops ein vollkommen neues Phänomen. „Ich lote gerne die Grenzen aus“.

Vor nicht allzu langer Zeit wurden Magic Mushrooms in allen niederländischen Smartshops legal verkauft. Dieses lukrative Produkt erlaubte es Hans, um ein kleines Imperium von zehn Smartshops in nur zwei Jahrzehnten aufzubauen. Es hielt jedoch aufgrund von regelmässigen neuen Gesetzen nicht lange an. Hohe Gipfel, tiefe Fälle; mehrere Male musste er von neuem beginnen. Aber das hatte keinen Einfluss auf seinen kämpferischen Geist. Im Gegenteil, dieser ausgelassene Unternehmer ist unglaublich positiv und sagt der Smart-Branche trotz, oder vielleicht sogar wegen, des Verbots von Magic Mushrooms, eine rosige Zukunft voraus.

Woher hattest Du die Idee einen Smartshop zu eröffnen?

Ende der 1980er Jahre arbeitete ich als Freiwilliger bei der Safe House Campaign, eine der ersten Schadenbekämpfungskampagnen in den Niederlanden: Ich testete XTC auf Rave-Partys und informierte Partygeher über sicheren Drogenkonsum. Jedes Wochenende war ich auf riesigen Tanzfesten von Groningen bis Maastricht. Und am Montag morgen ging ich zu meinem IT-Job.

Wie hast Du es geschafft diese zwei Dinge zu vereinen?

Im Laufe der Zeit wurde es zu einem kleinen Kampf. Aber ich wollte vor allem einen Schritt weiter machen. Nicht nur testen, sondern legal erhältlich machen durch das GGD (Gesundheitsamt der Gemeinde). Denn ich war der Ansicht, dass die meisten Leute keine Ahnung hatten was sie konsumierten.

Zur gleichen Zeit wurden mir bei Safe House immer mehr Fragen zu Substanzen, Kräutern und Extrakten gestellt, von denen ich noch nie etwas gehört hatte. Ich begann meine eigenen Nachforschungen anzustellen und erkannte, dass das genau war, was ich tun wollte!

Einen eigenen Shop aufmachen?

Das war eigentlich eine Gefühlsentscheidung. Ich fuhr mit einem Freund durch die Kerkstraat und sah ein zu vermietendes Geschäftslokal. Ich wusste sofort, dass es für mich bestimmt war! Kurze Zeit später kündigte ich meinen Job und eröffnete zusammen mit meinem Schwager (und einem Kredit) das Art, Mind and Design Centre.

Was habt ihr dort verkauft?

Kunst! Von jungen Abgängern der Kunstakademie, eigensinnigen Fotografien und Cyberkunst. Viele verschiedene Werke, die in den umliegenden Galerien in der Spiegelstraat (Kunstviertel) ausgestellt wurden. Aber wir verkauften auch Smart-Nährstoffe, grosse Gefässe mit Nahrungsergänzungsmitteln mit Namen wie Blast, Fast Blast und Memory Fuel.

Wir fügten sie zu sogenannten Gesundheitsgetränken hinzu: Cocktails mit Cholin für das Gedächtnis, Tyrosin für mehr Energie und verschiedensten Arten von Zucker, durch die man die ganze Nacht durchfeiern konnte, jedoch auf eine gesunde Art.

Diese Produkte schlugen sofort ein?

Nicht wirklich. Nach einem Jahr ging uns eigentlich das Geld aus. Und plötzlich kam jemand auf seinem Rad mit einer grossen Kiste voller psychoaktiver Pilze, nämlich Psilocybe cubensis, vorbei. Er sagte zu uns: Ich glaube ihr dürft diese hier auch verkaufen. Ab diesem Zeitpunkt bekamen wir wöchentliche Lieferungen.

Die Mengen wurden immer mehr. Wir wogen sie auf einer grossen Waage ab, wie in Lebensmittelgeschäften und verkauften sie in einer Papiertüte, mit einem kleinen Flugblatt, denn wir gaben unseren Kunden immer eine Gebrauchsanweisung. In kürzester Zeit standen die Leute vor unserer Türe Schlange.

Dadurch entdeckten uns auch Lieferanten von anderen bewusstseinserweiternden Produkten. Unser Angebot explodierte im Nu und der Smartshop Conscious Dreams war geboren.

In den nächsten zehn Jahren betrieben wir eine „Friendsize“-Kette mit zehn Conscious Dreams Smartshops und hatten über hundert Grosshandelskunden. Inwiefern dieser Erfolg mit den Magic Mushrooms zu tun hatte?

Zumindest zu 50%. Und lange Zeit waren wir der einzige Grosshandel, der sie verkaufte, also waren es am Anfang 100%.

Hatte die Polizei die ganze Zeit über ein Auge auf euch?

Wir hatten bereits einige Male mit der Polizei Kontakt gehabt. Einige Kunden wurden verhaftet und ich musste mehrere Male zum Verhör. Aber sie konnten damals nicht viel tun. Wir wussten, dass der Wirkstoff der Magic Mushrooms auf der Liste der kontrollierten Substanzen stand, aber die Pilze selbst nicht. Mein Motto war immer: Nicht das Gesetz brechen, aber trotzdem die Grenzen ausloten.

Zu dieser Zeit führte ich regelmässig Gespräche mit dem Gesundheits- und dem Justizministerium. Ziel war es gute Richtlinien zu entwickeln. Das gleiche tat ich auch in meinen Geschäften, mit unseren Angestellten waren wir immer sehr strikt: kein Verkauf unter der Theke, kein Gaunerverhalten. Ich war also sehr zuversichtlich: Ich dachte, mich in einer sicheren Position zu befinden.

Aber dann entschied der Höchste Gerichtshof 2002, dass der Verkauf von getrockneten und verarbeiteten Pilzen unter Strafe stand. Sie verurteilten einen als ob man der Kopf einer kriminellen Organisation war.

Das war der erste Schlag. Letztendlich wurde ich verurteilt, da wir getrocknete und verarbeitete Shrooms auf Lager hatten. Ich versuchte mich auf allen möglichen Ebenen zu verteidigen, als sie jedoch Ausrüstung zum Trocknen bei Züchtern, mit denen wir zusammenarbeiteten, fanden, gab es keinen Ausweg mehr. In meinem Urteil fasste ich 240 Stunden Sozialdienst und eine Bewährungszeit von sechs Monaten aus.

Kurze Zeit später ereigneten sich einige tödliche Zwischenfälle, bei denen Mushrooms eine Rolle spielten.

Unfälle eigentlich, die von den Medien aufgebauscht wurden, indem sie unglaublich übertriebene, sensationsgeile Geschichten veröffentlichten. Bei den meisten Vorfällen konnten auch genauere Nachforschungen niemals beweisen, dass Magic Mushrooms wirklich eine Rolle gespielt hatten.

Aber sie führten 2008 zu einem endgültigen Verbot des Anbaus und des Verkaufs.

Das war der schwerste aller Schläge. Dadurch fragte ich mich auch: Dafür habe ich die ganzen Jahre über gekämpft? Es war natürlich immer schon ein bisschen ein Katz-Maus-Spiel mit der Justiz, aber es gab ein höheres Ziel: Gute Produkte und richtige Informationen zu verbreiten, der Boss seines eigenen Verstandes zu sein!

Ich habe immer gedacht, dass die Justizbehörde der Sache offener gegenüber stehen würde. Im Ausland, auf ethnobotanischen Konferenzen, fanden es die Leute fantastisch, dass ich so viel mit dem Ministerium zu tun hatte, dass wir wirklich miteinander SPRACHEN. Das ist jetzt alles vorbei, dieses Gesetz – das restriktivste der Welt – verbietet sogar den Fliegenpilz.

Aber Du wolltest dich immer an das Gesetz halten, das ist Geschichte. Was dann?

Neben den Pilzen hatten wir auch Ephedra Produkte, deren Nachfrage gross war. Als auch diese verboten wurden, ging es bergab mit unserer Friendsize-Kette. Ein Shop nach dem anderen bekam immer mehr Probleme. Lange Zeit dachte ich, dass wir es schon schaffen würden, mit unserem Wissen und unserem internationalen Netzwerk.

Aber die Situation sah nicht gut aus für uns. Letztendlich hatte unsere Grosshandelsfirma keine andere Wahl als den Hahn zuzudrehen. Alle waren am Boden zerstört, es war grauenhaft.

Wie habt ihr dann weitergemacht?

Ich war damals immer noch Miteigentümer des früheren Conscious Dreams Shops Kokopelli. Von dort aus versuchte ich mit einer Reihe von Nahrungsergänzungsmitteln namens Smartlab wieder durchzustarten. Aber es ging nicht auf. Ich wollte zu viel und alles auf einmal: neue Produkte, Forschung und Entwicklung.

Aber es mangelte an den richtigen Leuten, Spezialisten. Im August 2009 wurde ich von einer grösseren Firma aufgekauft. Dadurch wurde ich gerettet. Seitdem heissen wir nur mehr „Conscious“ und haben aufgehört zu träumen.

Welche Zukunft sagst Du der Smartshop-Branche in den nächsten 20 Jahren voraus?

Es gab Momente an denen ich glaubte, alles würde zusammenbrechen. Aber in den letzten paar Jahren ist meine Zuversicht wieder gestiegen. Der Höhepunkt für Smartshops in den Niederlanden war zwischen 2000 und 2002, bis zum zweiten Verbot von Mushrooms, von da an ging es bergab.

Aber die Branche ist erfinderisch. Wenn sie es weiterhin schafft zu innovieren und zwischen den neuen Gesetzen zu manövrieren, sage ich ihr eine grosse Zukunft voraus. Und damit meine ich nicht das schelmische Verhalten der Smartshops von früher, sondern echte Professionalität!

Azarius Magazine

Dieser Artikel wurde ursprünglich in der zweiten Ausgabe des Azarius Magazine veröffentlicht.



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