In den letzten Jahren haben Wissenschaftler der medizinischen Anwendung von Cannabis immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Es gibt mittlerweile mehrere Studien, welche die vorteilhafte Wirkung von verschiedenen Cannabinoiden auf Krebs und andere Krankheiten aufzeigen.
Cannabinoide machen Bestrahlung effektiver
Kürzlich wurde eine neue Studie in der Zeitschrift “Molecular Cancer Therapies“ veröffentlicht. Es wurde entdeckt, dass kleine Mengen von sowohl THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) die Gehirnzellen empfänglicher für Bestrahlung machen.
Mäuse wurden mit Gliom infiziert, einem sehr aggressiven Gehirntumor. Daraufhin wurden verschiedene Heilmittel getestet. Eine Behandlung ohne Cannabinoide zeigte kaum Wirkung. Nur in Kombination damit trat eine dramatische Reduktion des Tumors auf: er schrumpfte auf ein Zehntel der Grösse, die bei der Kontrollgruppe zu finden war. Eine hohe Dosis von THC oder CBD hatte eine ähnliche Wirkung, wie eine niedrige Dosis von den beiden Cannabinoiden zusammen.
Laut Dr. Wai Liu, Onkologie an der St. George's University of London und einem der führenden Autoren der Studie, wirken die Cannabinoide, indem sie die fehlerhaft signalisierenden Nervenbahnen in diesen Zellen modifizieren.
Andere medizinische Anwendungen
Vor einem Jahr hat der gleiche Arbeitskreis aus London herausgefunden, dass eine Kombination von sechs gereinigten Cannabinoiden (CBD, CBDA, CBG, CBGA, CBGV und CBGVA) Tumorzellen von Leukämie, einer anderen Krebsart, abtötet.
Andere Studien haben bereits gezeigt, dass THC die Grösse von bestimmten Krebstumoren, z.B. Lungenkrebs, reduziert und diese Krebszellen am Ausbreiten hindert. Es wurde ausserdem herausgefunden, dass THC Krebszellen im Gehirn abtötet und HIV am Ausbreiten hindert.
CBD scheint eine tiefgreifende Wirkung auf Menschen zu haben, die unter Epilepsie leiden und kann selbst die Metastase von verschiedensten Formen von aggressivem Krebs aufhalten.
In einer Beobachtungsstudie mit Menschen, die unter Diabetes leiden, wurde kürzlicher Cannabiskonsum mit besserer Blutzuckerkontrolle verknüpft.
Medikamente aus Cannabis
Bis jetzt wurden einige Produkte, die Cannabinoide enthalten, für den medizinischen Gebrauch lizensiert. Sativex beispielsweise enthält eine gleichhaltige Mischung aus THC bzw. CBD und ist kommerziell als Mundspray erhältlich. Es wird verschrieben, um spastische Lähmungen, verursacht durch Multiple Sklerose, zu behandeln. Andere Medikamente sind Dronabinol und Nabilone, die, durch Krebs verursachte Nebenwirkungen, behandeln können. Eine Reihe anderer Medikamente aus Cannabis befindet sich im Entwicklungsstadium.
Ist das Rauchen von Cannabis gesund?
Wissenschaftliche Ergebnisse, wie diese, führen dazu, dass viele glauben das Rauchen oder Verdampfen von Cannabis sei ebenso gesund. Jedoch ist das noch nicht vollständig klar. Der Onkologe Liu meinte hierzu auf die Frage der Huffington Post, dass es eher unwahrscheinlich ist: „Das Rauchen von Cannabis hängt mit einigen Problemen zusammen. Erstens die komplexe Zusammenstellung von Cannabis, das ungefähr 80 bioaktive Substanzen enthält und dadurch kann die gewünschte Wirkung durch andere Stoffe verloren gehen, wenn diese einander behindern.”
Ein zweiter Punkt, den er anführt, ist die Aufnahme: “Das Zuführen des Stoffes durch Injektion oder oral in Tablettenform gewährleistet, dass die effektivste Dosierung verabreicht wird. Beim Rauchen schwankt diese und durch die Verbrennung könnte die nützliche Form dieser Stoffe zerstört werden.“ Ausserdem sollte es klar sein, dass das Rauchen jeder Substanz viele negative Auswirkungen auf die Lunge mit sich bringt.
Andere Forscher haben bereits gezeigt, dass die Dosierung bei der Behandlung von Krebs entscheidend ist: eine falsche Dosis kann sogar dazu führen, dass der Tumor wächst.
Neben den Studien, welche die medizinischen Vorteile von Cannabis oder Cannabinoiden aufzeigen, gibt es auch einige die sich auf die negativen Auswirkungen konzentrieren. Cannabis ist beispielsweise dafür bekannt den Herzschlag zu erhöhen und kann bei Einnahme während der Schwangerschaft zu Geburtsfehlern führen. Und natürlich hat das Rauchen als Einnahmemethode eine ganze Reihe von schädlichen Wirkungen auf die Gesundheit.
Viele Forschungen befinden sich noch in der Vorbereitungsphase und die (fehlende) Finanzierung dieser Art von Studien wurde oft kritisiert. Auch Beobachtungsstudien sind nicht immer aufschlussreich, da Cannabis regelmässig in Kombination mit Alkohol, Tabak und anderen Substanzen eingenommen wird. Deshalb bleibt die genaue Auswirkung (sowohl positiv als auch negativ) von Cannabis auf die Gesundheit unklar.
Quellen:
-"Marijuana Drastically Shrinks Aggressive Form Of Brain Cancer, New Study Finds" Huffington Post
-"New Research Shows How Marijuana Compound Can Reduce Tumor Growth In Cancer Patients" Huffington Post
-"Marijuana Compounds Can Kill Some Cancer Cells: Study" Huffington Post
-"How cannabis was used to shrink one of the most aggressive brain cancers" The Conversation
-"Marijuana tied to better blood sugar control" Reuters
-"10 Pharmaceutical Drugs Based on Cannabis" Medical marijuana Procon
-"Adverse effects of cannabis" NCBI