Azarius Experiences: Kambo
Als ein Freund von mir vor ein paar Jahren seine Erfahrung mit Kambo mitteilte, dachte ich mir, dass ich mich niemals einer solchen Tortur unterziehen werde. Man muss wissen, dass es sich bei Kambo um das Gift des Grossen Affenfrosches (Phyllomedusa bicolor) handelt. Der Affenfrosch ist ein Baumfrosch der im Nordwesten des Amazonas lebt, wo Schamanen das Gift von seinem Rücken abkratzen, um es dann auf die Haut ihrer Stammesbrüder zu schmieren, denen sie zuerst die erste Hautschicht wegbrennen, damit Kambo unmittelbar vom Blut aufgenommen werden kann. Die Idee, mich freiwillig Aufzurauen gefällt mir gar nicht, wobei dies lediglich der Anfang ist, denn innerhalb von wenigen Minuten nach der Anwendung von Kambo erfährt man ein überwältigendes Übelkeitsgefühl, das in schwerem Erbrechen endet.
Das klingt natürlich nicht nach einer angenehmen Erfahrung. Trotzdem war ich neugierig, denn es scheint als ob Kambo eine sehr entgiftende, reinigende Wirkung hat und ausserdem das Immunsystem stimuliert. Die Indianer glauben, dass es das “Panema” entfernt (der schamanische Bergriff für alles “was eine Person beunruhigt”, d.h. alle negativen Aspekte des Lebens). Das Panema hält eine Person davon ab sich selbst zu sein. Kambo kann einen also zu seinem Kern zurück bringen. Das würde erklären, warum ich immer mehr begeisterte Geschichten über Kambo gehört habe. Nach einer Sitzung fühlen sich die Teilnehmer energetischer, reiner und mental stärker.
Eines Tages beschloss ich es einfach auszuprobieren, ich wollte Kambo einfach erfahren. Eine Woche nach dieser Entscheidung, war ich in einem Wohnzimmer in Amsterdam, wo ich zusammen mit meinem Partner dieses kleine schamanistische Ritual durchleben wollte. Nach einer kurzen Einführung, begann das Ritual. Wir tranken zwei Liter Wasser und wurden einzeln “behandelt”. Ich liess allen anderen den Vortritt, denn die Vorstellung, dass mir innerhalb kürzester Zeit sehr schlecht werden wird, machte mich etwas nervös. Als ich sah, was mit den anderen Teilnehmern passierte, wünschte ich mir, ich wäre die erste gewesen...
Einem nach dem anderen wurde extrem übel. Der gesamte Inhalt ihrer Mägen entleerte sich mit grossem Druck in die bereitgestellten Eimer und ihre Gesichter verfärbten sich grün. Letztendlich war ich an der Reihe und musste auf einem Stuhl vor dem Schamanen sitzen, der begann die oberste Schicht meiner Haut wegzubrennen. Er meinte, dass es keine Schmerzen verursachen würde, das war jedoch eine gemeine Lüge. Als der Schamane das Kambo auf die kleinen brennenden Wunden gab, schmerzte es noch mehr, doch als ich es überwunden hatte, fühlte es sich sogar ganz angenehm an. Mein ganzer Körper wärmte sich auf und ein leichter Druck wurde auf meinen Kopf ausgeübt. Es erinnerte mich an meine Pubertät, als ich Poppers verwendete. Es war eigentlich ganz lustig. Ich wartete, etwas nervös, mit einem Eimer zwischen meinen Beinen, aber nichts passierte.
Nach einigen Minuten war mir immer noch nicht übel. In dieser Situation war das nicht wirklich vorteilhaft, denn der Schamane beschloss sich auch meinem anderen Arm zu widmen. Letztendlich hatte ich dreizehn brennende Flecken und musste mich immer noch nicht übergeben. Stattdessen bekam ich heftige Bauchschmerzen. Ich hatt Angst, es würde auf der falschen Seite rauskommen, denn diejenige, die vor mir an der Reihe war, sass schon seit fünfzehn Minuten auf der Toilette und es sah nicht so aus, als ob sie bald fertig sein würde. Die Situation wurde düster, aber letztendlich war die Toilette frei und ich rannte mit meinem Eimer dorthin. Gerade noch rechtzeitig, denn das Kambo trat auf zwei Seiten aus meinem Körper aus und der Eimer war nicht gross genug, deshalb „verzierte“ ich die gesamte Toilette mit meinem farbenfrohen Erbrechen.
Zu diesem Zeitpunkt war es mit egal, denn ich dachte wirklich ich würde sterben. Ich fragte mich durchgehend, was ich mir angetan hatte. Nach einer Weile kämpfte ich mich zurück ins Wohnzimmer, legte mich auf eine der vorbereiteten Matratzen und beschloss dies nie wieder zu tun. Glücklicherweise fühlte ich mich nach ungefähr 15 Minuten viel besser. Der Schamane sagte, wir würden eine zweite Sitzung machen, ich lehnte jedoch ab. Vielleicth bin ich zu schwach, aber der Gedanke daran in einer unbekannten Umgebung ohne wirklichen Zugang zu einer Toilette eine derartige Überlkeit überstehen zu müssen, war schrecklich. Der Schamane versuchte mich zu überreden, aber ich weigerte mich.
Letztendlich, muss ich zugeben, fühlte ich mich geheilt, auch wenn es sehr angsteinfIössend war. Als ich mich von der Behandlung erholt hatte, fühlte ich mich sauber, leicht und wach im Kopf. Ich sehe die ganze Erfahrung als etwas positives, aber das nächste Mal nehme ich lieber meine eigene Toilette mit.